Mittwoch, 5. August 2015

Geschichte der Darshan Rede vom 23. Juli 2015


Wie angekündigt folgt nachstehend die Geschichte, die Sri Swami Vishwananda während seiner Darshan Rede in Rheinfelden erzählt hat.

Es war einmal ein König. Der hatte jedoch keine Kinder und somit keinen Thronfolger. Und so verkündete er eines Tages, dass jeder seiner Untertanen Thronfolger werden könne, sofern er eine spezielle Aufgabe erfülle.
Der König würde seine herrschaftlichen Gärten für alle Bewohner seines Reiches öffnen und jeder, der wolle, könne die Gärten für exakt zwei Stunden besuchen – keine Minute, keine Sekunde länger. Er, der König, würde die ganze Zeit anwesend sein und derjenige, der es schaffe, ihn innerhalb von 30 Sekunden zu erkennen, würde zum Nachfolger des Königs ernannt werden.

Am nächsten Tag versammelten sich unzählige Untertanen vor den Toren der königlichen Gärten, denn schliesslich geschah es ja nicht jeden Tag, dass der König ihnen Zutritt zu seinen Gärten gewährte. Vor dem Eingangstor stand der königliche Verwalter und gab jedem, der Einlass begehrte, eine Eintrittskarte, auf der die genaue Eintrittszeit vermerkt war.

Die königlichen Gärten waren überaus prächtig. Einige Besucher fühlten sich besonders von den üppig blühenden Blumen angezogen. Sie bestaunten die Rosen, den Jasmin, die Orchideen, deren süsser Duft die Besucher betörte.

Andere bewunderten die Bäume, deren Äste schwer von grossen, saftigen Früchten herabhingen. Sie kosteten von diesen süssen Früchten und labten sich an den für sie zubereiteten delikaten Speisen.

Wieder andere bestaunten die Schätze des Königs, die Juwelen und Edelsteine, den Gold- und Silberschmuck. Sie verbrachten ihre Zeit damit zu, all dies zu bewundern.

Wiederum andere Besucher liessen sich auf den weichen, mit Rosenblütenblättern bedeckten Lagern nieder, und malten sich aus, wie wunderbar es sein müsse, auf solchen Lagern zu schlafen.
Andere Untertanen lauschten der lieblichen Musik, die in den Gärten gespielt wurde.

Und so genossen alle Untertanen ihren Besuch in den königlichen Gärten und merkten gar nicht, wie schnell die Zeit, die zwei ihnen zugestandenen Stunden, vergingen.
Nach genau zwei Stunden kamen die Wachen und teilten den Besuchern mit, es sei nun Zeit, die Gärten wieder zu verlassen und wiesen ihnen den Ausgang. Doch die Untertanen begannen zu protestieren – diejenigen, die sich an den wunderbaren Blumen ergötzt hatten, baten, dass sie noch etwas länger bleiben konnten, doch die Wachen verneinten.

Jene, die sich an den süssen Früchten gelabt hatten, packten ihre Taschen und Körbe voll und versuchten, die Früchte mitzunehmen. Doch die Wachen sprachen, dass es ihnen nur gestattet gewesen sei, die Früchte zu bestaunen, aber nicht, sie mitzunehmen und sie entrissen ihnen die Taschen und Körbe.

Diejenigen, die sich ihren Träumen auf den Rosenblütenbetten hingegeben hatten, versuchten, die Zeit dort etwas zu verlängern. Doch auch bei ihnen waren die Wachen unnachgiebig und wiesen sie aus dem Garten.

Auch jene, die der wundervollen Musik gelauscht hatten, durften nicht bleiben. Und jene, die die Schätze des Königs bewundert hatten, versuchten etwas davon in ihren Bündeln hinauszuschmuggeln. Doch die Wachen ertappten sie dabei und wiesen sie an, die Bündel abzustellen. Die Ertappten fühlten sich traurig und elend, weil sie nichts von den Schätzen mitnehmen durften.

Nur jene, die sich nicht in der Bewunderung der Kostbarkeiten der Gärten verloren hatten – die ihre Sinne unter Kontrolle hatten – haben den König erkannt.

Wer ist der König? Gott. Gott ist der König. Und derjenige, der seinen Geist unter Kontrolle hat, der seinen Geist vollkommen auf Gott ausrichtet und Liebe im Herzen trägt, braucht nur kurz, um Ihn zu erreichen.
Die 30 Sekunden, die die Untertanen Zeit hatten, den König (Gott) zu erkennen, entsprechen sechs Monaten spiritueller Praxis. Diejenigen, die ernsthaft üben, um die göttliche Liebe in sich zu erwecken, die durch nichts äusserliches umnebelt sind, werden Selbstverwirklichung innerhalb von nur sechs Monaten erreichen.

Die zwei Stunden stehen für das menschliche Leben. Die Tore zu den königlichen Gärten stellen die Geburt dar, und bei der Geburt erhält man eine bestimmte Lebensspanne zugesprochen. Während des Lebens hat man die Wahl. Gott gibt jedem Menschen die Möglichkeit, Ihn zu erreichen, nicht nur einigen ausgewählten. Und Er lässt jedem Menschen dabei die Freiheit, Er erlegt keinerlei Beschränkung auf.
Der königliche Verwalter ist Yam-Raj / Dharm-Raj – der Herr des Todes. Er stellt jedem Menschen bei Geburt die "Eintrittskarte" aus und wenn man stirbt, gewährt er nicht eine Minute länger.

Das menschliche Leben wird von den fünf Sinnen regiert – riechen, schmecken, tasten / fühlen, sehen und hören. Die Blumen stehen für die Menschen, die durch den Geruchssinn regiert werden. Die Früchte symbolisieren die Menschen, die unaufhörlich essen wollen. Andere Menschen sind an den Tastsinn gebunden und werden nahezu Sklaven dieses Sinns. Dies wird durch die Rosenblütenbetten verdeutlicht. Diejenigen Besucher in der Geschichte, die die Schätze des Königs bewundert haben, stellen die Menschen dar, die durch den Sehsinn gebunden sind. Und jene, die der wunderbaren Musik gelauscht haben, ohne zu wissen, was dahinter steht, sind durch den Hörsinn gebunden.
Wenn wir zum Beispiel Bhajans singen, dann liegt der kosmische Klang OM dem Bhajan zugrunde. Wenn man dorthin durchdringen kann, wird man Verwirklichung erfahren. Doch dazu muss man jenseits des physischen Hörsinns gelangen.

Dies ist also der Sinn des Lebens. Du wirst geboren, um ein höheres Ziel zu erreichen. Wenn man sich von der äusseren Welt irreführen lässt, dann wird die äussere Welt zur Realität. Doch diese äussere Welt bleibt nur so lange, wie man sich an ihr erfreut. Wenn die Freude daran vergangen ist, wird man elend. Das ist nicht das Leben. Das ist nicht der Grund, warum du geboren wurdest. Du wurdest geboren, um Gott zu verwirklichen. Und dies ist deine Heimat, dein wirkliches Zuhause. Hier in der Welt bist du nur für eine kurze Zeit. Wenn die Zeit vorbei ist, werden die Wachen kommen, um dich hinauszuweisen. Und wenn du gehst, kannst du dann etwas mitnehmen?

Du arbeitest dein ganzes Leben lang. Was nimmst du am Ende mit? Nichts. Ein Sprichwort sagt: was auch immer du erarbeitest, wird für jemand anderen sein. Du denkst, dass du dich an dem, was du erarbeitest, erfreuen kannst. Doch wenn der Tod kommt, wird sich jemand anderer daran erfreuen.
Doch je schneller du dich an der Liebe Gottes erfreust, um so besser ist es. Und die Zeit dafür ist Jetzt! Nicht später!